Zeltplatzresidenz 2019 - Loop
Zum sechsten Mal wird Sommer 2019 die Nordseeinsel Spiekeroog und ihr Zeltplatz zum Rückzugsort für einen Künstler oder eine Künstlerin. Im Dezember hat die Jury bestehend aus Kunst- und Kulturschaffenden getagt und die anspruchsvollen und qualitativ hochwertigen Bewerbungen zum Thema „Loop“ von Künstlerinnen und Künstlern aller Altersstufen aus dem In- und Ausland zu diskutieren und den Gewinner oder die Gewinnerin zu küren. Die Arbeiten blieben bis zur Endrunde anonym, damit die Projekte voll und ganz im Vordergrund stehen konnten. Dabei wurde besonders viel Wert auf die partizipatorischen Aspekte der Ideen, ihre Art der Auseinandersetzung mit dem Thema sowie ihre Verknüpfung mit der Insel gelegt. Mögliche Auslegungen des Themas „Loop“ waren das Prinzip der Dauerschleife, die Unendlichkeit als Konzept oder auch die Kreisläufe der Natur auf der Insel Spiekeroog. Thema der kommenden Ausschreibung (Spätsommer 2019) für die Zeltplatz Residenz 2020 lautet „Freiraum“.
Diesjähriger Gewinner ist Rainer Weber mit seinem Projekt „The Lazy Loop“, das mit Inhalt und Form die Jury überzeugt hat. Der Künstler plant den Bau einer Fußgängerachterbahn: der 30 Meter lange Holzsteg in Form einer liegenden Acht, mit Berg- und Talfahrten, Steilwandkurven und einem Looping wird in seiner schrillen und bunten Ästhetik an typische Achterbahnen erinnern, bei der Antriebstechnik aber auf die selbstständige Fortbewegung der Besucher setzen. Damit bezieht sich das Projekt klar auf den autofreien öffentlichen Raum der Insel und rüstet die technisch aufwendige Eventmaschine Achterbahn auf ein menschliches Normalmaß ab. Durch die Nutzung des natürlichen Baumaterials Holz in einer ursprünglichen Landschaft, wird der Gedanke der „Superlative Achterbahn“ mit einem schlichten Naturerlebnis konterkariert. Die Achterbahn wird für einen begrenzten Zeitraum für die Öffentlichkeit begehbar sein.
Spannende Projektideen: Stop-Motion-Filme und Audioinstallationen.
Auch in diesem Jahr waren nachdenkliche und kreative Ideen unter den eingereichten Konzepten: Auf Platz zwei landete beispielsweise das Projekt „Herr Loop“ von Naja Heid. Die Künstlerin schlug vor, durch Beobachten, Zuhören und Sammeln die Aspekte zu identifizieren, die sich auf Spiekeroog immer wiederholen. Daraus sollte ein Stop-Motion-Film entstehen, der durch eine Distanzierung von der Realität ihre humorvolle Spiegelung ermöglicht.
Auf dem dritten Platz überzeugte Yotam Schlezinger mit dem Konzept „Gekommen, um zu bleiben“, das Heimat als Loop interpretierte und die Prämisse hatte, dass Geschichte sich wiederholt. Aktuelle Themen wie Flucht, Migration und Seenotrettung betrafen die Insel Spiekeroog bereits vor 150 Jahren; in Form von Interviews und Erzählungen sollten Aspekte dieser Geschichte in Bezug auf den Heimatbegriff als Audioinstallation auf Kassettenbändern neu diskutiert werden.