Zeltplatzresidenz 2016 - "Spiekeroopia"
„Ich denke mir also einen Ort, an dem ich gern sein möchte und sein kann. Ich denke mir ihn als eine Insel. (…) Meine Insel heißt spiekeroopia. (…) Grund und Ziel von spiekeroopia ist Kunst. Nur Kunst verdankt die Insel ihre Existenz. Ständig muss sie sich dadurch neu erschaffen, um von der harten Wirklichkeitsbrandung nicht verschlungen zu werden. Überall ist Kunst. Man spürt es sofort, wenn man die Insel betritt. Für die Menschen dort ist es das Normalste der Welt, sich vom Reizklima der Insel anregen zu lassen und Kunst zu leben. Sie kichern über soviel Wirklichkeitssinn, wie wir ihn hier mit uns durch die Welt schleppen.“
So beginnt der „Prolog“ des Künstlers Marcus Große, Gewinner der diesjährigen Zeltplatzresidenz. „Überall ist Kunst“ nimmt er wörtlich, seine bisherigen Aktivitäten auf Spiekeroog hat er auf http://spiekeroopia.tumblr.com/ zusammen gefasst!
Sand ist Gold – Prospektion für den Sandabbau auf Spiekeroog
Für große Aufregung auf Spiekeroog sorgte das fiktive Unternehmen Trans Crystal, welches sich auch als Teil des Kunstprojektes herausstellte. Plötzlich ist es da und betritt die Bühne von Spiekeroog – Trans Crystal. Viel lässt sich darüber nicht in Erfahrung bringen. Das Wenige ist aber konkret: TC ist ein Konzern, eine Corporation, vielleicht auch ein Zusammenschluss und bald an der Börse notiert. TC ist groß, sehr groß. Die Konzernzentrale befindet sich in Abu Dhabi, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate. Von dort aus koordiniert TC seine globalen Aktivitäten. Das Kerngeschäft ist Sand ‒ profaner, scheinbar überall unbegrenzt zur Verfügung stehender Sand. Darauf gründet TC sein Imperium und seinen wirtschaftlichen Erfolg. Mit Warntafeln, Baustellenschildern und Absperrbändern kündigte der Weltkonzern eine Prospektion zur Erschließung einer Sandlagerstätte auf der Insel an.
Doch schnell konnte Entwarnung gegeben werden...alles nur Teil eines Kunstprojektes. Das Medienecho ist enorm – und die Reaktionen auf Spiekeroog natürlich ebenfalls. Marcus Große wurde an seiner fiktiven Strandbaustelle von zahlreichen Spaziergängern angesprochen und mit kritischen, fassungslosen aber auch interessierten Fragen konfrontiert. Andere Besucher hat das Projekt wiederum derart erregt, dass sie eigene Nachforschungen angestellt haben und sich letztendlich bei unserem Künstler für sein Umweltengagement bedankt haben. Genau dies ist das Ziel der Spiekerooger „Zeltplatz-Residenz“ – wir möchten durch derartige Projekte auf aktuelle Themen aufmerksam machen und das Augenmerk darauf lenken. Der Spiekerooger Sand ist sicher – zumindest vor dem Zugriff von internationalen Konzernen. Es wäre schön und erstrebenswert, wenn jeder „Fleck“ dieser Erde dies von sich behaupten könnte…
Bis Anfang Juli ist Marcus Große noch auf Spiekeroog aktiv, im Rahmen der Zeltplatzresidenz 2017 wird er seinen Platz in der Zelplatzresidenz-Jury einnehmen.